Systemische Familienaufstellung
Glückliche und erfüllende Beziehungen in Partnerschaft, Familie und Beruf
Jeder Mensch ist Teil mehrerer „Systeme“. Das erste und wichtigste System ist die eigene Familie oder auch Herkunftsfamilie. Auch die Staatsangehörigkeit, das Geschlecht oder die Rasse kann als System angesehen werden. Im Laufe seines Lebens wird der Mensch freiwillig oder manchmal auch unfreiwillig Mitglied weiterer Systeme: Kindergarten, Schule, Sportverein, Partner-schaften, Arbeitsplatz, Teams und Organisationen.
Jeder Vertreter eines Systems steht mit den anderen Vertretern mehr oder weniger in Beziehung – jeder ist mit jedem „vernetzt“. In diesen Beziehungsgeflechten ist die Ursache für die meisten zwischenmenschlichen Schwierigkeiten und Konflikte zu finden – sogenannte „systemische Verstrickungen“.
Wo sind Aufstellungen hilfreich?
Im persönlichen und privaten Bereich:
- Unglückliche Partnerschaften und Beziehungen
- Konflikte mit Eltern oder Geschwistern
- Probleme mit eigenen Kindern
- Unerfüllter Kinderwunsch
- Konflikte in Patchwork-Familien
- Körperliche, emotionale oder finanzielle Probleme
- Blockaden und destruktive Verhaltens-muster
- Hemmende Glaubenssätze
- Schicksalsschläge
- Soziale Probleme und Süchte
- Traumata, Gewalt- und Missbrauchs-erfahrungen
Im Beruf oder Unternehmen:
- Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen
- Probleme mit Mitarbeitern oder Kunden
- Motivations- und Führungsschwierigkeiten
- Inhomogene Teams
- Zielfindung, Neu- und Umstrukturierung
- Kooperationen, Fusionen, Expansion
- Neugründungen, Nachfolgeregelungen
- Umsatzeinbrüche, Absatzschwierigkeiten
- Begleitung von Veränderungsprozessen
Was passiert bei einer Familienaufstellung?
Teilnehmerstimmen
"Am 24.05.2019 kam ich zum Familienstellen mit dem Wunsch auf Änderungen in bestimmten verstandesmäßigen Sichtweisen und im emotionalen Empfinden.
Mit Hilfe von mutigen Stellvertretern, und es gehört wirklich Mut und viel Liebe dazu, sich als Stellvertreter zur Verfügung zu stellen, wurde ich durch hochemotionale Prozesse geführt. All diesen Stellvertretern gilt mein hoch wertschätzender Dank. Ihr alle habt es sehr gut gemacht.
Lieber Klaus, DIR danke ich von ganzem Herzen für die sensible, achtsame, von viel Verständnis getragene Leitung dieser Prozesse. Ich kann dir sagen, dass im Nachhinein sich mir die innere seelische Lösung, eine wahrhaft WUNDERVOLLE Lösung, geboten hat, wie ich sie mir niemals habe vorstellen können: eine Galerie von kraftvollen Seelenbildern, so dass die dunklen Gedanken und Sätze ihre Macht verloren haben. Ich kann jetzt nur hoffen, dass meine neuen Seelenbilder ihre liebende Stärke behalten.
Ich wünsche DIR bei deiner wertvollen Herzens- und Seelenarbeit weiterhin eine glückliche Hand." (S. F. Ludwigshafen)
"Ich kann das Familienstellen bei Klaus auch sehr empfehlen! Ich habe Klaus als Aufstellungsleiter mit viel Empathie, Herz und Mitgefühl kennengelernt, der sich seiner Intuition gewahr ist und daher die Aufstellung stimmig anleitet." (N. D., Neuhstadt)
"Vielen Dank nochmal für Deine gute Arbeit bei den Aufstellungen. Ich komme gerne wieder! [...] In diesem Fall ging es [...] darum zu erkennen, dass das Kind, also ich, sich auf die Seite desjenigen Elternteils gestellt hat, der sich emotional vernachlässigt fühlte (in diesem Fall mein Vater). Also hat das Kind, und seitdem dann auch die Erwachsene unbewusst eine quasi vermittelnde Rolle zwischen den Eltern eingenommen. Ich konnte erkennen, dass das nicht stimmig und nicht meine Angelegenheit ist. [...] Außerdem war es gut zu erkennen, dass das Wesentliche was meine Mutter eigentlich zu geben hat und auch geben möchte Liebe und emotionale Nähe ist. Und dass dies das Geld gleichzeitig auch nicht ausschließen muss. Ich danke Dir dafür, dass Du einen sehr unbewussten Glaubenssatz von mir ans Licht geholt hast. (D. A., Heidelberg)
"Danke, es war ein schöner Abend" (B. G., Mannheim)
"Bei meiner Aufstellung war ich erstaunt, wie sich die Stellvertreter schon ganz am Anfang zueinander positionierten - genau so, wie es sich für mich im Moment darstellt. Die Klarheit und Einfachheit der Aussagen, der Gefühle und die Bewegungen konnte ich genau mit der momentanen Lage meiner Firma vergleichen und es passte. Wichtig waren die Versuche, die wir gemacht haben, erst die neue Firma, die sich als weniger hilfreich gezeigt hat, später die Mediation oder "Das Wunder", das zwar zunächst etwas half, jedoch die Situation auch nicht entspannen konnte." (J. K., Neustadt)
"Ich habe meine Mutter nach meiner Aufstellung öfter als sonst gesehen und Kontakt zu meiner Schwester aufgenommen (was sehr selten geschieht), ich habe einen großen Auftrag erhalten. Meine Psyche scheint es gut verkraftet zu haben. Ich fühle mich recht ausgeglichen." (C. S., Speyer)
Was passiert bei einer Familienaufstellung?
In einer Gruppe wählt der Aufstellungsleiter oder der Aufsteller selbst aus den anwesenden Personen Stellvertreter für die beteiligten Parteien. Dabei ist es unwichtig, dass die Stellvertreter Details über das Problem des Aufstellers kennen. Es ist von Vorteil, wenn die Stellvertreter nicht Teil des aufzustellenden Real-Systems (Familie, Team, Organisation) sind.
Nachdem die Stellvertreter gewählt wurden, bewegen sie sich auf der „Bühne“ (typischerweise das Feld in einem Stuhlkreis der Teilnehmer) selbständig an einen Ort, an dem sie sich wohl und richtig fühlen. Die einzige Aufgabe der Stellvertreter ist es, ihren Impulsen in Beziehung zu den anderen Stellvertretern zu folgen. Der Aufsteller, der Leiter und die übrige Gruppe beobachten das Geschehen zunächst unkommentiert.
In einer Aufstellung zeigen sich auf wunderbare Weise alle Konflikte, Spannungen und Verstrickungen in bildhafter Form (phänomenologisch) und der Aufsteller erhält auf diese Weise eine „offen sichtliche“ Antwort zu seinem Anliegen. Je nach Aufgabenstellung kann der Aufstellungsleiter nun verschiedene Impulse geben und so die Stellvertreter in liebevoller Weise in eine heilsame Bewegung versetzen. Die Lösung zeigt sich wiederum in bildhafter Form.
Wie funktioniert eine systemische Aufstellung?
Woher „wissen“ die Stellvertreter, was die Menschen fühlen, die sie vertreten? Der Effekt ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt, jedoch beobachten die Aufstellungsleiter schon seit vielen Jahrzehnten, dass es tatsächlich funktioniert! Begriffe wie „phänomenologisches“, „morphogenetisches“ oder „wissendes“ Feld versuchen, den Effekt zu benennen. Die Stellvertreter nehmen Phänomene wahr wie zum Beispiel Schwere, Kälte, Atemnot, Hitze oder Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Freude, Leichtigkeit und lassen ihren Körperimpulsen und -bewegungen freien Lauf.
Wir beobachten in jedem Fall, dass es wichtig ist, die Gruppe zu Beginn einer Aufstellung einzustimmen und die Arbeit in einer kontemplativ, gesammelten Haltung durchzuführen. Dem Aufstellungsleiter selbst kommt die Aufgabe zu, sich zurückzunehmen und absichtslos zu beobachten. Jede Wertung oder schematische Vorgehensweise würde die Lösung verfälschen.
In systemischen Aufstellungen zeigen sich eine Reihe von Gesetzen, die – wenn sie durch das System verletzt werden – zu den Konflikten und Schwierigkeiten führen, die der Aufsteller erlebt und erleidet. Beispielhaft seien hier zwei genannt:
Jedes Mitglied eines Systems (z. B. einer Familie oder eines Teams) hat das gleiche Recht auf Zugehörigkeit. Wird ein Mitglied des Systems ausgeschlossen oder ignoriert, fällt das gesamte System aus der Balance.
In jedem System gibt es eine Rangordnung.
Jeder Vertreter hat seinen Platz im System. Wird die Rangordnung missachtet oder nimmt ein Vertreter einen Platz ein, der ihm nicht „zusteht“, gerät das System ins Wanken.
Was passiert bei einer Familienaufstellung?
Diplomarbeit 2017
Familienstellen und Sexualität
Ja zum Leben - Ja zur Sexualität
In dieser Diplomarbeit untersuche ich die familiensystemischen Zusammenhänge und Verstrickungen sexueller Schwierigkeiten, Leidenswege und körperlicher Störungen. Dabei setze ich voraus, dass Sexualität nicht ohne eine zwischenmenschliche Beziehung stattfindet, die auch eine emotionale Bindung beinhaltet. Die sozio-emotionale Bindung beeinflusst das Erleben und Verhalten der Bindungspartner auf allen Ebenen - letztlich auch die Sexualität. Daher sind die Beziehungsdynamiken in Paarbeziehungen ebenfalls Gegenstand meiner Betrachtung. Im Gegensatz zu anderen Quellen und Autoren stellt meine Arbeit einen Zusammenhang zwischen der Dynamik von Paarbeziehungen und den damit verbundenen sexuellen Schwierigkeiten und Störungen her. Sie vermittelt mit Hilfe des systemisch-phänomenologischen Familienstellens Beispiele für einen ganzheitlichen Lösungsansatz zum Umgang mit sexuellen Problemen, indem sie die Sexualität aus philosophischen, tantrischen und systemischen Blickwinkeln betrachtet.
Ausgangslage
In der Literatur zum Familienstellen (Hellinger, Schäfer, et alt.), finden sich meist nur kurze Kapitel über Sexualität. Auch werden dort selten konkrete Beispiele zum Thema Sexualität genannt. Umgekehrt finden sich in der Literatur zu Disziplinen wie der Systemischen Sexualtherapie (Clement, Eck, et al.), der Tantrischen Sexualtherapie (Andro) oder Forschungen zu Beziehungsdynamik und Sexualtherapeutischen Methoden (Schnarch, Bartels, et al.) zwar reichlich Beispiele über sexuelle Schwierigkeiten und Störungen, werden aber selten bis gar nicht in Bezug zu Familiensystemen gestellt. Hauptsächlich finden sich Hinweise auf traumatische Kindheitserlebnisse oder ungünstige Voraussetzungen im Elternhaus, wie etwa Suchtthemen (allen voran Alkoholismus) oder Gewalt. Die Familiensystemische Literatur hingegen fokussiert im Wesentlichen auf die Beziehungsdynamik zwischen Eltern und Kindern, sowie die Dynamik von Paarbeziehungen und deren systemische Grundlagen. Daneben gibt es auch reichlich Veröffentlichungen zum Thema Tantra im Allgemeinen, Sexualität von Männern oder Frauen und natürlich medizinische Fachliteratur. Sexualität fristet immer noch ein Außenseiter-Dasein, auch wenn vielerorts von „Sexualität als Lebenskraft“ gesprochen wird und der Fortbestand der Menschheit dem Vollzug der Sexualität zu verdanken ist.
Methodik
Für diese Diplomarbeit habe ich Fallbeispiele aus meiner eigenen Tätigkeit als Familiensteller, Tantralehrer, Männercoach und Paarberater herangezogen. Darüber hinaus habe ich einen öffentlichen Aufruf gestartet und Menschen gesucht, die bereit sind, ihre persönlichen Erfahrungen mit sexuellen Themen in Familienaufstellungen zu berichten. Dazu habe ich einen Fragebogen entworfen, der neben den wesentlichen persönlichen Daten (Name, Alter, Geschlecht - selbstverständlich anonymisiert) die folgenden Punkte umfasste:
- Wie bist Du zu Familienstellen gekommen? (Eigener Antrieb, Interesse, Empfehlung)?
- Hast Du Erfahrungen mit eigener/n Aufstellung(en)? Auch als Stellvertreter?
- Welches konkrete Anliegen hat Dich bewogen, eine Aufstellung zu machen?
- Hast Du in der Gruppe mit Stellvertretern gearbeitet, oder in einer Einzelsitzung?
- Welches Thema wurde aufgestellt? Wie war der Ablauf der Aufstellung?
- Gab es „heilsame Sätze“?
- Welche Erkenntnisse hast Du aus der Aufstellung gezogen?
- Welche Veränderungen haben sich in Deinem Leben nach der Aufstellung gezeigt?
- Gab es auch Veränderungen in Deiner Sexualität?
Insgesamt konnte ich 14 Menschen interviewen. Davon 3 Aufsteller-Kollegen für die die Interviewfragen entsprechend angepasst wurden. Den Großteil der Interviews habe ich telefonisch, den kleineren Teil im persönlichen Gespräch geführt. 4 Menschen hatten keine eigenen Erfahrung mit Familienaufstellungen, waren aber interessiert teilzunehmen und konnten mit ihrem Thema betreffend Sexualität einen Beitrag zu dieser Arbeit leisten. Meist zeigte sich bei diesen schon im Gespräch (Genogramm-Arbeit) ein Hinweis auf eine familiäre Verstrickung ihres Anliegens. Die insgesamt 38 in der Arbeit beschriebenen Fallbeispiele stammen zur Hälfte aus eigenen Erfahrungen und Interviews mit Einzelpersonen. Die andere Hälfte wurde freundlicherweise von Aufsteller-Kollegen beigesteuert.
Die ursprüngliche Idee war, Fallbeispiele zu allen im ICD-10 genannten sexuellen Störungen zu finden. Diesen Plan habe ich aus Gründen der Zeit und des zu erwartenden Umfangs verworfen.
Persönliche interdisziplinäre Kenntnisse aus Tantra, Reiki, Schamanismus, praktische Erfahrungen in Gruppen, Seminaren und Einzelsitzungen, sowie Literaturstudium runden die Arbeit ab.
Ergebnisse
Die Auswertung der Fallbeispiele kann und will keinen repräsentativen Anspruch erheben. Sie spiegelt allenfalls den augenblicklichen Querschnitt meiner eigenen Klientel und meine Vernetzung innerhalb der Familiensteller im deutschsprachigen Raum wider. Andererseits ist mir keine vergleichbare Sammlung von Fallbeispielen zum Thema Sexualität bekannt. Insofern sehe ich darin eine Pionierleistung.
Ich will die Ergebnisse hier bezüglich der Symptomatik in drei Gruppen darstellen:
- Sexuelle und/oder partnerschaftliche Schwierigkeiten und Probleme (darunter Beziehungsunfähigkeit, sexuelle Verweigerung, kein Sex, alternative Beziehungsformen)
- Sexuelle Störungen nach ICD-10 (Impotenz und erektile Dysfunktion, Prostata-, Hoden- und Brustkrebs)
- Sexuelle Orientierung und Identität (Homosexualität, Crossdressing, Transsexualität)
In der größten Gruppe a) finden sich am häufigsten Missbrauch (4x) und Vergewaltigung (4x), verlorene oder ausgeschlossene Familienmitglieder (3x), Loyalität zu / Identifizierung mit Ahnen (3x), Triangulation (2x), sowie Ablehnung der Mutter, Sühne, Familiengeheimnis und Ausgleich.
In der Gruppe b) zeigen sich Loyalität zu / Identifizierung mit Ahnen (5x), Tod im Kindbett (2x), verlorene oder ausgeschlossene Familienmitglieder und ein Fluch.
In der Gruppe c) gibt es alle auch von Bert Hellinger genannten Verstrickungen und Schicksale.
Deutung und Einordnung
Sexualität und ihre Symptomatik lassen sich nicht isoliert betrachten. Sie finden immer innerhalb eines mehr oder weniger festen Beziehungsverhältnisses statt. Damit sind sie gekoppelt mit der Dynamik dieser Beziehung und deren Symptomatik, wovon die Symptome auf sexueller Ebene wieder ein Ausdruck sind. Es ist also eine ganzheitliche Betrachtung notwendig, in der die Sexualität den ihr gemäßen Platz einnimmt. Im Sinne der Rangfolge tut sie das (noch) nicht. Eher gehört die Sexualität in unserem Kulturkreis immer noch zu den Verbannten und Ausgestoßenen. Daher nimmt es auch nicht Wunder, dass sie auf unerwünschte und gewalttätige Weise durch die Hintertür wieder hereinkommt durch Pornographie, Missbrauch und Vergewaltigung. Auch die Sexualität hat ein Recht auf Zugehörigkeit in unserem Leben. Wenn dem Rechnung getragen wird, fallen die meisten systemisch bedingten Ursachen für die oben genannten Symptome weg.
Familienstellen und Tantra
Die Frage nach den Zusammenhängen und Gemeinsamkeiten von Familienstellen und Tantra taucht immer wieder auf. So will ich an dieser Stelle - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - einige meiner Erfahrungen dazu teilen.
Tantra wird übersetzt aus dem Sanskrit तन्त्र, "Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang". Im systemischen Familienstellen betrachten wir die individuellen Beziehungen eines Systems (Familie, Clan, Team). Tantra als "Gewebe" bezeichnet das Netzwerk sozialer Bindungen. Beim Familienstellen beleuchten wir den "Zusammenhang" dieser Ver-Bindungen. Letztlich betrachten wir beim Familienstellen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern erleben das Netzwerk der Beziehungen eines Systems in seiner "kontinuierlichen" , lebendigen Veränderung.
Als Mensch erlebe ich mich in dieser Welt ständig in Beziehung. Es beginnt bei der Beziehung zu mir selbst, wenn ich morgens in den Spiegel sehe. Mit jedem Wort, jeder Geste, jeder Berührung gehe ich mit anderen Menschen in Beziehung. Und jedes Wort, jede Geste, jede Berührung verändert eine Beziehung - lässt sie wachsen oder schrumpfen. Für einen Tantriker bedeutet das einen bewussten, neugierig-experimentiellen und gleichzeitig achtsamen und respektvollen Umgang mit diesen Beziehungen. Auf allen Ebenen des Seins.
Beziehungen prägen unser Leben. Ohne Beziehungen ginge der Mensch zugrunde. Andererseits sind viele Beziehungen auch konfliktbehaftet, obwohl sie es nicht sein müssten. Mögliche Ursachen für schwierige Beziehungen sind Gewissenskonflikte im Zusammenhang mit anderen Systemen. Zum Beispiel kann eine neue Partnerschaft nur schwer gedeihen, wenn die voraus gegangene Partnerschaft nicht gewürdigt wird.
Sexualität als "Sonderform" einer Beziehung birgt ein mehrfaches Potential für mögliche Konflikte. Zum einen, weil Sexualität immer noch als Tabu in unserer Gesellschaft Veränderungsprozesse beschleunigt. Weiterhin hat die Ausübung sexueller Handlungen Auswirkungen auf alle Gewissensebenen: persönliches (Schuld und Unschuld), kollektives (Moralvorstellungen) und geistiges Gewissen ("Einklang" mit dem "Größeren"). Besonders im Kontext von Tantraseminaren stossen wir immer wieder auf Gewissenskonflikte und Verstrickungen mit dem eigenen Herkunftssystem (Familie, Vater, Mutter, Groß- und Urgroßeltern) und dessen Werten.
Schließlich der für heute letzte Punkt der Gemeinsamkeiten von Tantra und Familienstellen: die "Anbindung an das Größere". Sowohl als Tantriker (Praktizierender oder Ritualleiter), wie auch als Aufstellungsleiter befreie ich mich von Vorstellungen "wie es zu sein hat". Keine menschliche Vorstellung kann die unenendliche Vielfalt möglicher Lösungen abbilden. Stattdessen vertraue ich auf meine Anbindung an ein größeres Wissen und stelle mich als "Kanal" zu Verfügung. In meiner Diplomarbeit "Familienstellen und Sexualität" habe ich es so beschrieben:
"Es braucht dafür einen persönlichen Reife- und Bewusstwerdungsprozess, der die Beschränkungen durch das persönliche und kollektive Gewissen nach und nach auflöst. Ich könnte den Zustand des Einklangs mit dem göttlichen Willen, oder der „großen Seele“ auch als Gewissenlosigkeit bezeichnen. Denn in der Tat können wir uns im Zustand des Einklangs als frei von jeglicher Verstrickung durch das persönliche (Wertungen) oder kollektive (Unbewusstheit) Gewissen erleben, sorgenfrei und in Liebe verbunden mit allem was ist. Diese Liebe überwindet alle Grenzen, ist also grenzenlos."